Geschlossener Call: Der verantwortungsvolle Verbraucher

Das Thema des 5. NRW-Workshops des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung (KVF NRW) am 11. November 2013 sind Formen des Verbraucherverhaltens, die durch ethische oder politische Überlegungen geprägt sind. Interessierte Referentinnen und Referenten aus NRW können bis zum 18. August 2013 ihre Vorschläge einreichen.

Das Thema des 5. NRW-Workshops des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung (KVF NRW) am 11. November 2013 sind Formen des Verbraucherverhaltens, die durch ethische oder politische Überlegungen geprägt sind. Interessierte Referentinnen und Referenten aus NRW können bis zum 18. August 2013 ihre Vorschläge einreichen.

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Der verantwortungsvolle Verbraucher

Die Empörung über Pferdefleisch in Billigprodukten oder die Arbeitsbedingungen bei großen Online-Versandhändlern ist in den Medien groß. Die Skandale haben wieder einmal die "Frage nach den ethischen Grundlagen unseres alltäglichen Verbrauchens" aufgeworfen, so die "Frankfurter Rundschau" (Nutt 2013), die eine "umfassende Krise des Konsumierens" konstatiert. "Der Spiegel" entdeckt eine "Zerrissenheit des hiesigen Verbrauchers", der nachhaltig, aber auch billig einkaufen möchte: "Was darf gutes Gewissen kosten?" (Amann et al. 2013, S. 62).

Unabhängig von den Skandalen hat die Verbraucherforschung die Aspekte des ethischen, nachhaltigen und politischen Konsums im Blick. Auch wenn der ökologische und sozial-verträgliche Konsum im Alltagshandeln nicht immer verankert ist, so identifizierte der Wissenschaftliche Beirat Verbraucher- und Ernährungspolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) die kleine, aber wachsende Gruppe" der "verantwortungsvollen Verbraucher" (responsible consumer): "Zu unterscheiden sind dabei Verantwortung für sich selbst, für die Umwelt und für andere. Die Verantwortung bezieht sich auf die Produktebene von der Beschaffung im Markt über Ge- und Verbrauch bis hin zur Entsorgung." (Micklitz et al. 2010, S. 3)

Die Wissenschaft hat sich im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten "Sozial-ökologischen Forschung" mit der Frage des nachhaltigen Konsums auseinandergesetzt (Defila, Di Giulio und Kaufmann-Hayoz 2011). Auch die weiter gefassten Aspekte des ethischen Konsums und der Verbraucherverantwortung (Devinney, Auger und Eckhardt 2011; Heidbrink, Schmidt und Ahaus 2011) oder die "Moralisierung der Märkte" (Stehr 2007) werden ebenso diskutiert wie der politische Konsum (Baringhorst et al. 2007), der sich beispielsweise in Warenboykotten manifestiert und den Konsumenten als Bürger ins Zentrum rückt.

Fachgebiete

Wir laden Sie ein, Vorschläge einzureichen. Die ausgewählten Themen sollen in einem 15-minütigen Vortrag auf dem 5. NRW-Workshop Verbraucherforschung am Montag, den 11. November 2013 vorgestellt werden.

Willkommen sind Beiträge aus allen für die Verbraucherforschung relevanten Fachrichtungen (bspw. Haushaltswissenschaften, Informatik, Marketing, Ökonomie, Oecotrophologie, Pflegewissenschaft, Politikwissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft, etc.), aber auch interdisziplinäre Projekte. Die einreichenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen ihren Dienst- oder Wohnsitz im Bundesland Nordrhein-Westfalen haben.

Deadline und Terminplanung

Bitte senden Sie ein aussagefähiges Abstract (maximal 2 000 Zeichen inkl. Leerzeichen, Titel und Autorennamen zählen nicht dazu) bis zum 18. August 2013 als PDF-Datei an: verbraucherforschung@vz-nrw.de.

Bis zum 4. September 2013 erhalten Sie Nachricht über die Annahme Ihres Vorschlags. Im diesem Fall werden wir Sie bitten, uns bis zum 7. November 2013 eine Präsentation (PowerPoint, Open/Libre Office Impress oder PDF) zuzusenden. Bitte beachten Sie, dass die Beiträge dieses Workshops als Sammelband erscheinen sollen. Die Abgabe der Manuskripte soll bis zum 31. Januar 2014 erfolgen.

Mögliche Themen

  • Der ethische Konsument: Mythos oder Realität? (Typologien und Muster ethischer Konsumentscheidungen)
  • Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für ethischen Konsumverhaltens (bspw. Anreizsysteme als "weiche" politische Instrumente zum ethischen Konsum, Nachhaltigkeit versus Preis)
  • Wechselbeziehungen zwischen Unternehmen und Verbrauchern (bspw. Corporate Social Responsibility, Green Economy, Sozialverträglichkeit des fairen Handels, "Greenwashing")
  • Kennzeichnungen und Siegel (bspw. Fair Trade, "Zweites Preisschild" für soziale und ökologische Folgekosten)
  • Nachhaltige Lebensstile in NRW (Unterstützung nachhaltigen Konsumverhaltens, Lebensmittelverschwendung)
  • Bildung für einen ethischen Konsum
  • Gesunde und nachhaltige Ernährung (bspw. Ernährungsgewohnheiten, Fleischkonsum, regionale Produkte)
  • Rebound-Effekte im nachhaltigen Konsum
  • Soziale und ökologische Finanzprodukte (ethisches Investment)
  • Neue Informationswege für verantwortungsvolle Konsumentenentscheidungen (Internet, Smartphone-Apps, QR- oder Barcodes)

Kontakt

Verbraucherzentrale NRW, Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW (KVF NRW), Dr. Christian Bala, Mintropstraße 27, 40215 Düsseldorf, Telefon: +49 211 38 09-350, E-Mail: verbraucherforschung@vz-nrw.de, Internet: www.verbraucherforschung-nrw.de.

Das Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW (KVF NRW) ist ein Kooperationsprojekt der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mit dem Verbraucherschutzministerium (MKULNV) und dem Wissenschaftsministerium (MIWF) des Landes NRW. Es soll die Kommunikation zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anregen, die Verbraucherforschung in NRW vernetzen und sie durch die Vergabe von Preisen und Mitteln fördern.

Literatur

Amann, S. et al., 2013. Fair ist schwer. Der Spiegel, Nr. 9 (25.02.2013), S. 62-66.

Baringhorst, S. et al. (Hrsg.), 2007. Politik mit dem Einkaufswagen. Unternehmen und Konsumenten als Bürger in der globalen Mediengesellschaft. Bielefeld: Transcript.

Defila, R., Di Giulio, A. und Kaufmann-Hayoz, R. (Hrsg.), 2011. Wesen und Wege nachhaltigen Konsums. Ergebnisse aus dem Themenschwerpunkt 'Vom Wissen zum Handeln - neue Wege zum nachhaltigen Konsum'. München: Oekom.

Devinney, T. M., Auger, P. und Eckhardt, G. M., 2011. The Myth of the Ethical Consumer. Cambridge et al.: Cambridge UP.

Heidbrink, L., Schmidt, I. und Ahaus, B. (Hrsg.), 2011. Die Verantwortung des Konsumenten. Über das Verhältnis von Markt, Moral und Konsum. Frankfurt am Main: Campus.

Micklitz, H. et al., 2010. Der vertrauende, der verletzliche oder der verantwortungsvolle Verbraucher? Plädoyer für eine differenzierte Strategie in der Verbraucherpolitik. Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats Verbraucher- und Ernährungspolitik beim BMELV. Dezember 2010. Berlin: BMELV. Online: http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Verbraucherpolitik/2010_12_StrategieVerbraucherpolitik.pdf?__blob=publicationFile.

Nutt, H., 2013. Die Macht der Konsumenten. Frankfurter Rundschau, 26.02.2013. Online: http://www.fr-online.de/meinung/falsche-bio-eier-und-andere-lebensmittel-skandale-die-macht-der-konsumenten,1472602,21937850.html [Zugriff am: 26.02.2013].

Stehr, N., 2007. Die Moralisierung der Märkte. Eine Gesellschaftstheorie. Frankfurt/Main: Suhrkamp.