Call for Papers | Workshop 18: Verbraucher:innen in der Energiewende

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Im Rahmen des geplanten Workshops soll diskutiert werden, wie eine verbraucherfreundliche Energiewende gelingen kann, ohne die sozialen, politischen, ökologischen und ökonomischen Probleme zu ignorieren. Themenvorschläge können bis zum 6. September 2024 eingereicht werden.
Strommast von unten

Logo des Instituts für VerbraucherwissenschaftenEin gemeinsamer Workshop des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung der Verbraucherzentrale NRW e. V. (KVF NRW) mit dem Institut für Verbraucherwissenschaften (IfV).


Auch wenn der unmittelbare Preisschock in der Folge des Krieges in der Ukraine abgeflaut ist, kann nicht von einem Ende der Krise gesprochen werden. Der Klimawandel schreitet voran und macht den Ausstieg aus der fossilen Wirtschaft notwendig. Diese Energiewende wird Auswirkungen auf den Alltag der Verbraucher:innen haben. Der Workshop des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung NRW (KVF NRW) in Kooperation mit dem Institut für Verbraucherwissenschaften (IfV) soll eine Plattform für eine interdisziplinäre Diskussion der Risiken und Chancen des Wandels von Energieerzeugung und –verbrauch bieten.

Interessierte Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Fachrichtungen sind eingeladen, Themenvorschläge bis zum 6. September 2024 einzureichen.

Der Workshop findet am Montag, den 18. November 2024 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf statt.

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1. Energieversorgung in der Krise?

Kälte und Dunkelheit werden seit jeher als belastend empfunden: Die Literatur ist voll von Beispielen, die um den Verlust des Feuers kreisen, um kalte Stuben, fehlendes Brennmaterial, schlechte Beleuchtung (Stephan 2023). In Zeiten der Polykrise sind viele Verbraucher:innen verunsichert. Arme Menschen spüren die gestiegenen Preise und seine Auswirkungen – bei manchen bleibt der Ofen aus (hej/Reuters. 2023). Aber auch Menschen mit mittleren Einkommen verbinden die Energiewende eine zunehmend mit diffuse Abstiegsängsten. Steigende Lebenshaltungskosten waren im Jahr 2023 die größte Sorge der deutschen Bevölkerung (R+V Versicherung 2023).

Der russische Angriff auf die Ukraine führte zu einer Unterbrechung der bis dato als sicher geglaubten Versorgung mit billigem Gas unterbrach und zu drastischen Preissteigerungen für Heizung und Strom (Grimm u. a. 2023; Kemfert 2023). Dies hatte eine Intensivierung der Energiedebatte zur Folge, die das politische Geschehen über Monate hinweg dominierte. Mittlerweile ist der Preisschock (Weber 2023) vorbei, das bemüht die Vorsitzende der Regierungskommission zur Bewältigung der Krise zu vermitteln.

Doch Verbraucher:innen mit alten Verträge profitieren nicht unmittelbar davon (Bauchmüller 2024). Und die Preise für Güter und Dienstleistungen, die als Folge der Energiekrise allgemein gestiegen sind, sinken nicht mit den Preisen für Energie.

2. Energiewende als politisches Thema

Obgleich die aktuelle Versorgungskrise überwunden zu sein scheint, gilt dies nicht für die Klimakrise. Diese stellt das eigentliche Problem dar und ist ungleich größer. Sie erfordert ein grundsätzliches Nachdenken über die Zukunft der Energieversorgung und den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter.

Die damit verbundenen Transformationskosten stellen jedoch „Triggerpunkte“ dar, weil die ökologische Frage untrennbar mit der ökonomischen verbunden ist (Mau, Lux und Westheuser 2023, 231 ff; zur Debatte um das Heizungsgesetz siehe Hilje, Jost und Mack 2024). Die zu erwartende Steigerung der Energiekosten sowie die Frage der Verteilung und Kompensation der damit verbundenen Belastungen stellen eine der zentralen Herausforderungen dar (Deutscher Ethikrat 2024, SVRV 2021, 80 ff).

Gleichzeitig formiert sich erheblicher politischer Widerstand gegen eine Abkehr von den alten Energieträgern, angeführt von Vertreter:innen der fossilen Industrie, die Angst schüren und eine gesellschaftliche Polarisierung vorantreiben (Stöcker 2024). Politische Akteure könnten angesichts klimaregressiver Stimmungen dazu neigen, ihr Handeln anzupassen (Abou-Chadi und Stoetzer 2020; Abou-Chadi und Kurer 2021).

Im Rahmen des geplanten Workshops soll diskutiert werden, wie eine verbraucherfreundliche Energiewende gelingen kann, ohne die sozialen, politischen, ökologischen und ökonomischen Probleme zu ignorieren.

3. Themen und Fragestellungen

Wir laden Sie herzlich ein, als Referent:in am 18. Workshops Verbraucherforschung am Montag, den 18. November 2024 teilzunehmen. Bis Freitag, den 6. September 2024 können Sie Themenvorschläge einreichen. Die Veranstaltung soll eine Plattform für den inter- und transdisziplinären Austausch und Diskussionen bieten.

Ziel ist es, Erkenntnisse aus unterschiedlichen für die Verbraucherwissenschaften relevanten Fachrichtungen (bspw. Erziehungswissenschaft, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Informatik, Marketing et cetera) zusammenzuführen. Vorschläge zu folgenden möglichen Themenschwerpunkten und Fragestellungen sind willkommen:

Verbraucher:innen und Energiemärkte

  • Welchen Problemen sind Verbraucher:innen an Energiemärkten ausgesetzt?
  • Wie beeinflussen Energiemärkte das Verbraucherverhalten?
  • Wie entwickeln sich die Märkte für erneuerbare Energien und Technologien und welche Auswirkungen hat dies auf Verbraucher:innen?

Energiewende und gesellschaftliche Konflikte

  • Welche politischen Kräfte bremsen die Energiewende und verunsichern Verbraucher:innen?
  • Wie kann Aufklärung gegen Klimawandelleugnung und Populismus gegen die Energiewende gestaltet werden?
  • Welche Rolle spielen die Debatten um die Klimakrise in der Verbraucherpolitik?

Die soziale Frage in der Energiewende

  • Wird die soziale Ungleichheit durch die Transformationen zunehmen?
  • Wie können die sozialen Folgen der Energiewende abgefedert werden?
  • Welches Ausmaß hat die Energiearmut und wie kann sie abgeschafft werden?

Welche Energie wollen wir und welche bekommen wir?

  • Gelingt die Energiewende und welche Probleme sind mit den erneuerbaren Energien verbunden?
  • Welchen Technologien gehört die Zukunft?
  • Welche Maßnahmen sind für eine sichere und saubere Energieversorgung notwendig?

Handeln und Entscheiden: Was können Verbraucher:innen tun und was nicht?

  • Spielen die Verbraucher:innen überhaupt eine Rolle in der Energiewende?
  • Werden neue Formen der Energieversorgung an Bedeutung gewinnen (Bürger:innen-Energie / Energie-Prosumer:innen)?
  • Welchen Handlungsspielraum haben Mieter:innen, Eigentümer:innen und Hausbestitzer:innen?

4. Einreichung, Fristen und Terminplanung

Bitte senden Sie ein aussagefähiges Abstract (maximal 2.000 Zeichen inkl. Leerzeichen; Titel, Autorennamen, Kontaktdaten und Keywords zählen nicht dazu) bis Freitag, den 6. September 2024 als eine PDF-Datei über das Kontaktformular auf dieser Seite. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an E-Mail-Adresse verbraucherforschung@verbraucherzentrale.nrw.

Bis zum 13. September 2024 erhalten Sie Nachricht über die Annahme Ihres Vorschlags. In diesem Fall werden wir Sie bitten, uns bis zum 13. November 2024 eine Präsentation (PPTX-, ODP-oder PDF-Datei) zuzusenden. Bitte beachten Sie, dass die Vorträge dieses Workshops im Open Access in unserem „Jahrbuch Konsum & Verbraucherwissenschaften“ erscheinen sollen. Die Abgabe der Manuskripte (als DOCX- oder ODT-Datei) soll bis zum 7. April 2025 erfolgen.

Die Reisekosten zum Workshop werden Ihnen im Rahmen des Landesreisekostengesetzes NRW (LRKG) und der Allgemeine Verwaltungsvorschriften zum Landesreisekostengesetz (VVzLRKG) erstattet.

5. Kontaktformular zur Einreichung Ihres Vorschlags

Bei Problemen mit dem Dateiupload kontaktieren Sie uns bitte unter verbraucherforschung@verbraucherzentrale.nrw!
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Erlaubte Dateitypen: txt, odt, pdf, docx.
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Weitere Informationen zum Datenschutz entnehmen Sie bitte unseren Datenschutzhinweisen.

6. Hinweise zum Datenschutz

Die Verbraucherzentrale NRW e. V. legt großen Wert auf den Schutz personenbezogener Daten. Unsere Datenschutzhinweise (https://www.verbraucherforschung.nrw/datenschutz) informieren Sie darüber, wie wir Ihre Daten verwenden und welche Rechte Sie nach der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) haben. Bitte beachten Sie besonders die Hinweise „Themenvorschläge zu den Veranstaltungen des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung (KVF NRW)“ und „Kontaktformulare und E-Mail-Kontakt“.

7. Literatur

Abou-Chadi, Tarik und Lukas F. Stoetzer. 2020. „How parties react to voter transitions“. American Political Science Review 114 (3): 940–45. https://doi.org/10.1017/S0003055420000155.

Abou-Chadi, Tarik und Thomas Kurer. 2021. „Economic risk within the household and voting for the radical right“. World Politics 73 (3): 482–511. https://doi.org/10.1017/S0043887121000046.

Bauchmüller, Michael. 2024. „Wirtschaftsweise Grimm: ‚Unmittelbare Energiekrise ist vorbei‘“. Süddeutsche Zeitung, 22. März 2024. https://www.sueddeutsche.de/politik/energiekrise-gas-strom-wirtschaftsweise-grimm-1.6478983 (Zugriff: 27.03.2024).

Deutscher Ethikrat. 2024. „Klimagerechtigkeit. Stellungnahme“. Berlin: Deutscher Ethikrat. https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Stellungnahmen/deutsch/klimagerechtigkeit.pdf (Zugriff: 27.03.2024).

Grimm, Veronika, Christian Groß, Torge Marxsen und Milena Schwarz. 2023. „Folgen der Energiekrise: Wie viel Haushalte für Heizung/Warmwasser und Strom zahlen“. Veröffentlichungen des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen. Berlin: SVRV. https://www.svr-verbraucherfragen.de/publication/SVRV-Policy-Brief-Folgen-der-Energiekrise.pdf (Zugriff: 27.03.2024).

hej/Reuters. 2023. „Armut in Deutschland: 5,5 Millionen Menschen heizen aus Geldmangel nicht angemessen“. Der Spiegel, 28. November 2023. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/heizkosten-5-5-millionen-menschen-in-deutschland-heizen-aus-geldmangel-nicht-angemessen-a-3f964cf8-8129-403d-9065-dbba3ba09b4f?sara_ref=re-xx-cp-sh (Zugriff: 17.04.2024).

Hilje, Johannes, Pablo Jost und Matthias Mack. 2024. „Aufgeheizte Debatte? Eine Analyse der Berichterstattung über das Heizungsgesetz“. Berlin: Das Progressive Zentrum. https://www.progressives-zentrum.org/wp-content/uploads/2024/04/240418_DPZ_Studie_Aufgeheizte-Debatte.pdf (Zugriff: 22.04.2024).

Kemfert, Claudia. 2023. Schockwellen: Letzte Chance für sichere Energien und Frieden. Frankfurt: Campus Verlag.

Mau, Steffen, Thomas Lux und Linus Westheuser. 2023. Triggerpunkte: Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft. Berlin: Suhrkamp.

R+V Versicherung. 2023. „Wovor haben die Deutschen große Angst?“ Chart, 13. Oktober 2023. Statista. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/321259/umfrage/umfrage-zu-den-groessten-aengsten-der-deutschen/ (Zugriff: 28.03.2024).

Stephan, Susanne. 2023. Der Held und seine Heizung: Brennstoffe der Literatur. Berlin: Matthes & Seitz Berlin.

Stöcker, Christian. 2024. Männer, die die Welt verbrennen: Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit. Berlin: Ullstein, 2024.

SVRV (Sachverständigenrat für Verbraucherfragen). 2021. „Gutachten zur Lage der Verbraucherinnen und Verbraucher 2021. Gutachten des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen“. Berlin: SVRV. https://www.svr-verbraucherfragen.de/publication/Gutachten_Lage%20der%20VerbraucherInnen.pdf (Zugriff: 17.04.2024).

Weber, Isabella M. 2023. „Gastkommentar : Warum Preiskontrollen sinnvoll sein können“. Handelsblatt, 5. Mai 2023. https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-warum-preiskontrollen-sinnvoll-sein-koennen-/29122874.html (Zugriff: 27.03.2024).